'95 til infinity …

Das Interview mit Senior Art Director Peter Petto

Und er läuft und läuft und läuft: Unser Senior Art Director, Ultraläufer und 2 Daughter Dad Peter feierte diesen Monat sein 25. (!) Jubiläum in unserer Agentur. Das waren 25 gute Gründe, mit ihm (und gebotenem Abstand) darauf anzustoßen. Was er als Kreativer über die Jahre alles erlebt hat, was er jungen Designer*innen mit auf den Weg geben möchte und warum er eine besondere Verbindung zur Saarbahn hat, erzählt er uns im Interview!

25 Jahre in ein und derselben Agentur. Das hört man in unserer Branche nicht oft!  

Weißt du noch, wie dein Vorstellungsgespräch bei STMNT, damals noch Agentur Haag, verlief? 

Das war 1995, kurz vor dem Umzug der Agentur in das aktuelle Gebäude hier auf dem InnovationsCampus. Das Gespräch fand im damaligen Unternehmenszentrum in Püttlingen statt, in dem die Agentur vier Räume angemietet hatte. Ich bin dahin mit meiner Mappe samt Abschlussarbeit aus dem Studium und habe alles vor Norbert Haag und seiner Mannschaft – ein deutlich kleineres Team als heute – ausgebreitet. Der damalige Grafiker Jürgen Kreher hat es sich dann angeschaut und ich weiß noch, dass meine Mappe entgegen meiner Erwartung in der Runde wirklich gut angekommen ist. Knapp eine Woche später bekam ich dann tatsächlich auch meinen Vertrag. 

Wie hast du den Umzug bzw. Einzug damals erlebt? 

Es gab schon sowas wie eine Aufbruchsstimmung. Wir waren ja eine kleine Agentur mit nur wenigen Räumen und richteten uns dann in einem vergleichsweise großen Gebäude einPlötzlich hast du riesige Unternehmen in direkter Nachbarschaft! Im neuen Haus saßen und arbeiteten wir dann im Atelier der Kreation in der zweiten Etage – wer es kennt, weiß, dass es räumlich sehr großzügig ist. Die restlichen vier Kolleg*innen saßen dann eine Etage unter unsDie übrigen Räumlichkeiten im EG hatten wir an Übersetzungsbüros etc. vermietet. Mit der Zeit wurden es mehr Agentur-Mitarbeiter*innen und irgendwann haben wir dann das ganze Gebäude nutzen können. 

Wie kann man sich die Arbeit in einer saarländischen Design-Schmiede in den 90ern und frühen 00ern vorstellen?  

Es war im Grunde ähnlich wie es jetzt ist. Es gab damals schon auch die größeren Agenturen, die es auch heute noch gibt. Andererseits gab es, wie überall sonst auch, welche, die damals vielleicht bedeutende Arbeiten geliefert haben, es aber nicht geschafft haben, sich in der Branche zu halten. Insgesamt würde ich aber sagen, dass die Menge der saarländischen Agenturen eher gleichgeblieben ist. Da hat sich also vergleichsweise gar nicht so viel verändert über die Jahre. Ich würde auch sagen, dass es für unsere Region typisch ist, nicht die großen Netzwerkagenturen zu haben, die hier „alles abgrasen“, sondern eine relativ hohe Anzahl an inhabergeführten Agenturen. So wie wir eben auch eine waren und es immer noch sind. 

Was war deine erste große Kampagne bzw. an welche Arbeit für Haag/Statement erinnerst du dich noch heute gerne zurück?  

Das war so gegen 1996, als ich angefangen habe, Arbeiten für die Saarbahn GmbH umzusetzen. Da haben wir zunächst auch um deren Etat gepitchtDas war sozusagen auch die ÖPNV-Initialzündung für uns. Die Saarbahn-Kampagne ist für mich schon etwas Besonderes, weil Ideen von mir damals letztlich durchgekommen sind. Daran erinnert man sich schon gerne zurück, das macht einen in einem gewissen Sinne ja auch stolz. Damals haben wir ja sogar noch Teile der Trasse selbst einzeichnen müssen, weil wir uns – aufgrund der technischen Standards – nicht anders helfen konnten. Da haben wir, mit Unterstützung von Freelancer*innen dann wirklich jede einzelne Straße, jedes Haus per Hand eingezeichnet. Ich würde aber nicht so weit gehen und behaupten, dass das eine heute völlig unübliche Methode ist.

Gutes Stichwort: Mit welcher Software ging es damals für dich los, mit welchen Tools und Techniken hast du in den ersten Jahren gearbeitet?  

Man musste das Beste aus dem machen, was da war. Im Fall der Saarbahn-Kampagne hieß das auch, dass wir zum Kataster-Amt mussten, um Karten abzuholen, denn Internet war damals fast nicht präsent. Unsere erste E-Mail-Adresse später war noch bei AOL (lacht). Einwählen ging dann per Router. Tool-technisch gab es auch damals schon Software wie Photoshop 2.0, allerdings musste man sich da mit nur einer Ebene behelfen. Sowas kann man sich als Designer heutzutage nicht mehr vorstellen (lacht). Das war zwar abenteuerlich, aber für die damaligen Verhältnisse völlig normal. Alles was man zusätzlich an Effekten haben wollte, musste man sich als Plug-isehr kostenintensiv dazukaufen. Ein großer Unterschied zur Arbeit heute ist vielleicht auch, dass wir sehr viel mehr Dummys gebaut haben, heißt: ganze Broschüren irgendwie zusammenfalten und kleben, oder irgendwelche Modelle und Produktimitationen maßstabsgetreu nachbauen.  

Zurück zum Jetzt: 2020 ist für viele Branchen das Horrorjahr schlechthin. Gab es vergleichbare Krisenzeiten, die du in deiner Karriere mit der Agentur gemeinsam durchgestanden hast?  

Für die Agentur selbst würde ich sagen, gab es schon etwas Vergleichbares: Der Regierungswechsel 1999. Ganz einfach aus dem Grund, dass wir damals sehr viel für das Umweltministerium gearbeitet hatten. Wenn so ein wichtiger Etat dann von einem auf den anderen Tag wegbricht, ist das für Agenturen und deren Mitarbeiter*innen natürlich ein Problem.  

Woher beziehst du nach all den Jahren im Geschäft eigentlich noch Inspiration?
Hilft dir der Lauf-sport?
Du hast mittlerweile ja schon so einige Marathons hinter dir, unternimmst sogar Ultraläufe … 

Was heißt Inspiration … tatsächlich kommen mir schon auch Ideen beim Laufen, klar. Es hilft mir vor allem aber auch dabei, verbissen zu bleiben. Nicht selten dreht man sich in Projekten oder insbesondere Ausschreibungen im Kreis, da ist so eine gewisse körperliche aber vor allem auch geistige Ausdauer grundsätzlich nicht schlecht.

 

Klar, man schaut mit steigendem Alter noch immer nach links und rechts, hat vielleicht auch noch Lieblingsdesigner usw. Wenn man so lange dabei ist, kann man aber auch beobachten, dass sich viele Trends wiederholen. In solchen Momenten bin ich froh, wenn die jüngeren Kollegen etwas frischen Wind da reinbringen, bekannte Dinge aufgreifen, aber dann etwas völlig Neues, vielleicht sogar Ungesehenes daraus machen. Neue Hobbies wie Gitarre spielen usw. halten mich im Übrigen auch kreativ …

Was ist dein schönster, was dein schlimmster Moment bei Haag/Statement? 

Schöne Momente sind für mich ganz klar immer solchewenn hart erarbeitete Etats und Projekte gewonnen werdenDazu gehören für mich aber auch das gemeinsame Feiern und Zusammenkünfte mit dem Teamdann, wenn alle dabei sind – egal ob es Weihnachtsfeiern sind oder Jubiläen. Mein schlimmster Moment war definitiv, als ich beim damaligen Oberbürgermeister Netzer präsentiert hatte, in Völklingen, der die Arbeit total sch**** fand und meinte, wir sollten doch bitte einfach gehen (lacht). Das war für mich halt besonders schlimm, weil es mein erster Termin war. Ich habe das zwar schnell abgehakt aber trotzdem gemerkt, dass mir das Präsentieren nicht gefällt.  

Würdest du deinen beiden erwachsenen Töchtern dazu raten, den Beruf einer Designerin zu wählen? 

Sagen wir mal so, ich habe ihnen nicht davon abgeraten (lacht)Meine Älteste ist da komplett alleine draufgekommen (lacht). Wenn sich junge Designer*innen für den Beruf entscheiden, sollten sie sich allerdings möglichst breit aufstellen und sich nicht zu sehr spezialisieren – das würde ich ihnen gerne mit auf den Weg geben wollen. 

Wo siehst du die Agentur bzw. Branche und State of the Art Design in den nächsten 25 Jahren?  

Stichwort Künstliche Intelligenz: Wenn man sich das so anschaut gerade, wird es dann nicht mehr allzu viele Agenturen geben, wie wir sie kennen, denke ich. 

 

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Lieber Peter, wir sind froh, dass du schon so lange ein unverzichtbarer Teil unserer Agentur bist und unser Team noch jeden Tag bereicherst. Auf die nächsten Etappen, die da noch kommen!
Deine STMNTs
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