I want to be a part of it.

New Work, New Work.

Klickt man auf die Website der Statement GmbH in Saarbrücken, steht unter dem Namen von Ralf Schmitt: Geschäftsführer. Doch der Titel bedeutet heute nicht mehr das, was er vor ein paar Jahren bedeutet hat. Einer, der das letzte Wort hat und bei allen Entscheidungen ein Vetorecht besitzt. Das stimmt bei Ralf Schmitt allenfalls noch bei Investitionen und Personalentscheidungen.

 

Im täglichen Projektablauf ist der Geschäftsführer jedem anderen Mitarbeiter gleichgestellt. Er ist Teil eines Teams. Und das wird je nach Anforderung von Kunde und Projekt neu zusammengestellt. „Es gibt nicht nur den einen Chef und Entscheider.“ so Marina Fluck, Beraterin bei Statement. Heißt genauer: Alle Mitarbeiter sind in die Entscheidungsfindung mit eingebunden, sie tragen mehr Verantwortung und können die Entwicklung eines Projekts, intern und extern, mitgestalten. Dafür gibt es einen Begriff: Holacracy. Ein Beispiel für die Prinzipien des neuen Arbeitens.

Neben Holacracy gibt es noch viele weitere Schlagworte, die im Zusammenhang mit New Work zu hören sind: Design Thinking, Coworking, Open Space, Agility, Slack, Jobsharing, Scrum, Diversity, um nur wenige zu nennen. „Egal wie und wo man arbeitet – es sollte zum fokussierten Arbeiten für die nötige Arbeitsatmosphäre gesorgt werden. Neue Tools und Flexibilität in der Arbeitsgestaltung, benötigen ein größeres Maß an Selbstmanagement.“ erklärt Kai Merker, Kreativer, der für Statement aus Hamburg und Saarbrücken arbeitet.

 

Der Grund, warum sich Unternehmen mit all dem beschäftigen, ist der grundlegende Wandel der alten Arbeitswelt. Von einer Industriegesellschaft zu einer Wissensgesellschaft – ausgelöst durch Digitalisierung und Globalisierung. Durch das Aufbrechen bisheriger Jobstrukturen, das Entstehen neuer Möglichkeiten und dem damit einhergehenden Wertewandel der Generationen X, Y und Z.

„Die Arbeit, die wir wirklich wirklich wollen.“

 

Das Konzept New Work hat seinen Ursprung in den späten 70ern. Der Sozialphilosoph Dr. Frithjof Bergmann wollte mit seinem Zentrum „New Work“ Menschen helfen, deren Job durch die beginnende Automatisierung in der Automobilindustrie in Gefahr war. Er versuchte mit den Betroffenen herauszufinden, welche Arbeit sie wirklich wirklich machen wollen, um damit in Zukunft ihr Geld zu verdienen. Das war sein Ansatz von New Work. Bergmann war ein scharfer Kritiker des alten Jobmodells, dass den Menschen als Mittel sah, um eine bestimmte Arbeit zu erledigen. Er stand für die Umkehrung dieses Gedankens. Die Arbeit solle Mittel sein mit dem sich der Mensch als freies Individuum verwirklichen kann. Für Bergmann war New Work also eine Kombination aus Selbstverwirklichung, Selbstbestimmung und Selbstversorgung.

 

Begriffe, die auch heute eine Rolle spielen, wenn von Neuer Arbeit die Rede ist. Allerdings versteht man unter New Work nicht mehr Bergmanns radikale Definition von der „Arbeit, die wir wirklich wirklich wollen“. New Work ist zu einer Art Sammelbegriff für modernes Arbeiten geworden. Und nicht immer wird ganz deutlich was damit eigentlich gemeint ist. Das mag auch daran liegen, dass New Work keine festgeschriebene Methode ist, die man mal soeben implementieren kann. Schließlich sind alle Unternehmen und im Unternehmen handelnden Personen individuell und haben ganz unterschiedliche Herausforderungen zu meistern. Insofern liegt es auf der Hand, dass New Work im heutigen Sinne so divers aufgefasst wird.

 

Diese Diversität wird auch bei den Kunden der Agentur bestätigt – vom StartUp Fanomena bis hin zu großen Playern wie Villeroy & Boch oder Deutsche Bahn: „Wenn es einen kleinen gemeinsamen Nenner gibt, dann vielleicht den, dass über alle Branchen hinweg ein starker Fokus auf selbstverantwortlichem, agilem und flexiblem Arbeiten liegt.“

 

Dieses Bedürfnis ist inzwischen so verwurzelt, dass die Deutsche Bahn eines ihrer Produkte danach ausgerichtet hat. So gibt es für Pendler jetzt nicht nur das Monatsticket, sondern auch das flexibel nutzbare 10er TagesTicket für den Nahverkehr.

Ein Beispiel wie man auch architektonisch den Gedanken des flexiblen, projektbezogenen Arbeitens aufgreifen kann, zeigt Villeroy & Boch in Mettlach. Auf 4000qm entstand für mehr als 200 Mitarbeiter die Fabrik N°09 – ein hochmodernes Arbeitsumfeld, das verändernden Ansprüchen gerecht wird. Ziel war es, für jede Tätigkeit und für jede Arbeitssituation den optimalen Arbeitsort zu bieten. Heißt: Keine festen zugewiesenen Schreibtische, sondern moderne Arbeitsplätze, Projekträume für Teamarbeit, Silence-Räume für konzentrierte Tätigkeiten und sogenannte Netzwerkflächen für temporäres Arbeiten zwischen Meetings und den spontanen Austausch mit Kollegen. Denn: „So fördern wir auf vielfältigen Arbeits- und Projektflächen eine vernetzte Zusammenarbeit sowie den Informationsaustausch und die Kommunikation – vor allem über die Grenzen der Abteilungen und Unternehmensbereiche hinweg“, erklärt Frank Göring, Vorstandsvorsitzender der Villeroy & Boch AG.

 

Das Mettlacher Großprojekt zeigt, kein Unternehmen kann es sich leisten den sogenannten Megatrend New Work zu verschlafen, um qualifiziertes Personal zu halten und zu gewinnen. Denn gerade bei jungen Talenten, für die Verantwortung und Freiheit wichtiger sind als Sicherheit, werden StartUps wie Fanomena immer beliebter. Hier braucht es keinen Kulturwandel, hier wird New Work von Beginn an gelebt. Die Saarbrücker entwickeln mehrfach ausgezeichnete cloudbasierte Softwaretechnologien und sind auch firmenintern über eine Cloudplattform vernetzt. Um Daten in Echtheit ablegen und bearbeiten zu können – unabhängig vom Desktop und über alle mobilen Endgeräte. Mit Jira werden hier Produkte über agile Projektmanagement-Methoden wie Scrum iterativ ohne großen Planungsaufwand umgesetzt und mit dem Messaging Dienst Slack wird im Team kommuniziert. Nur wenige Beispiele für die digitale Transformation und die Tools, die Prozesse in der neuen Arbeitswelt immer effizienter machen.

New Work bedeutet für jeden Menschen etwas anderes.

 

Das Allerwichtigste rund um den Begriff des Neuen Arbeitens scheint aber ein ganz altes Konzept zu sein: zuhören. Um zu verstehen, was die Bedürfnisse aller Beteiligten sind. Und den Mut zu haben auch mal etwas Neues auszuprobieren. Auf diese Weise wird New Work ein an individuelle Lebenswirklichkeiten angepasstes Arbeiten. Denn für jeden Menschen bedeutet New Work etwas anderes: ob mehr Einfluss auf die Gestaltung des Unternehmens, gute Vereinbarkeit von Job und Familie, flexible Arbeitszeiten- und -orte oder die Möglichkeit, sich permanent weiterzuentwickeln.

 

Auch Ralf Schmitt und sein Team stehen mit ihrer Agentur Statement für diese Offenheit. Und gleichzeitig vor der Herausforderung intern den Prozess der individuellen Arbeitsweise zu gestalten und mit flexiblen Modellen auf Kundenseite zu koordinieren. Denn auch viele der Agenturkunden arbeiten inzwischen in Teilzeit, im Homeoffice und sind nicht ständig am Schreibtisch. Aber auch dafür wird sich mit genügend Offenheit eine Lösung finden. Und wer weiß, vielleicht nähern wir uns mit diesem Verständnis für individuelle Bedürfnisse dem ursprünglichen New Work Ansatz von Dr. Frithjof Bergmann immer weiter an:

 

„Eine Arbeit zu haben, die wir wirklich wirklich wollen.“

Marina Fluck

Marina ist Senior Beraterin und Mitglied der Agenturleitung. Neben ihrer intensiven Arbeit mit Kunden und Partnern, versprüht sie in der Agentur gute Laune und französisches Flair.